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„ … es braucht Menschen an seiner Seite, die ihm guttun." Projekt PiCarDi erhält Wissenschaftspreis der Stiftung Leben pur

Die Stiftung Leben pur hat sich dem Ziel verschrieben, verschiedene Akteure zusammenzubringen, die die Lebensqualität für Menschen mit komplexer Behinderung auf unterschiedlichen Ebenen sichern. Die Stiftung veranstaltet einen regelmäßig stattfindenden Fachkongress, bringt Publikationen heraus und bietet Fortbildungen an. Jährlich werden durch die Stiftung zu dem jeweiligen Jahresthema ein Förder- und ein Wissenschaftspreis ausgelobt. Denn die Verbesserung von Lebensbedingungen braucht auch entsprechende Forschung.

Die Wissenschaftspreisträger_innen wurden auf der online stattfindenden Tagung der Stiftung Leben pur ausgezeichnet.

Prof. Dr. Peter Martin von der Séguin-Klinik Epilepsiezentrum Kork hielt die Laudatio.

Er betonte, dass die Webseite des Projektes PiCarDi aus Sicht der Jury eine innovative Form der Präsentation von Forschungsergebnissen darstellt und mit den Empfehlungen für die verschiedenen Facetten des Themas gut an die relevanten Zielgruppen angepasst ist.

In diesem Jahr hat das Projekt PiCarDi (Palliative Care und hospizliche Begleitung von Menschen mit geistiger und schwerer Behinderung) den Wissenschaftspreis der Stiftung gewonnen. Er wurde im Rahmen der online stattgefundenen Jahrestagung mit dem Schwerpunkt „Pflege und Palliative Care interdisziplinär“ vom 24. bis 31.03.2022 virtuell überreicht. Die Laudatio hielt Prof. Dr. Peter Martin von der Séguin-Klinik Epilepsiezentrum Kork, der sich als stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Medizin für Menschen mit geistiger und schwerer Behinderung e.V. (DGMGB) seit vielen Jahren für eine qualitativ hochwertige und gleichberechtigte gesundheitliche Versorgung von Menschen mit komplexer Behinderung einsetzt.

Das seitens der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) koordinierte Verbundprojekt mit der Humboldt Universität zu Berlin sowie der Universität Leipzig wurde in der Erstbewilligung seitens des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Anlass der Preisvergabe ist die PiCarDi-Projekt-Homepage, die aus Sicht der Stiftung Leben Pur eine innovative Form der Darstellung und Verbreitung von Forschungsergebnissen darstellt und passgenaue Empfehlungen für verschiedene Zielgruppen für eine gute Begleitung von Menschen mit schwerer Behinderung am Lebensende bereithält. Nutzer_innen der Homepage erhalten so sehr niedrigschwellig Einblick in das Vorgehen und die Ergebnisse des Projektes. Wissenschaftlich interessierte Personen können sich über theoretische Grundlagen und forschungsmethodische Zugänge informieren.

Die Homepage bietet Erkenntnisse auf der abstrakten Ebene zentraler Leitideen wie auch auf der sehr praktischen Ebene konkreter Hinweise für die Gestaltung einer teilhabeförderlichen, Selbstbestimmung unterstützenden und Entscheidungskompetenzen von Menschen sichernden Begleitung am Lebensende. Dabei sind Menschen mit komplexer Behinderung sowohl als Mitforschende als auch Nutzer_innen der Homepage im Blick. Die Homepage bietet neben Textdokumenten in Alltags- wie in Leichter Sprache auch Filme und Audiodateien, die Informationen und Empfehlungen leicht zugänglich machen. Die Homepage bietet damit auch eine besondere Art der Wissenschaftskommunikation: Sie verbindet die Darstellung wissenschaftlicher Arbeit mit einem kreativen alltagsbezogenen Format und trägt damit in sehr bedarfsgerechter Weise zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit komplexer Behinderung in der so wichtigen Phase am Ende des Lebens bei. Das Preisgeld kommt der partizipativen Forschung und den Ko-Forschern des PiCarDi-Projektes an der Uni Leipzig zu Gute.

Den Vortrag, der die Homepage vorstellt, hielten Prof. Dr. Sabine Schäper und Barbara Schroer aus dem Münsteraner Team. Die anderen beiden Teilprojekte waren mit weiteren Vorträgen vertreten: Prof. Dr. Sven Jennessen und Kristin Fellbaum (Humboldt-Universität zu Berlin) betonten in Ihrem Vortrag unter dem plakativen Titel „Ins gleiche Gras beißen!“, dass Menschen mit Komplexer Behinderung den multiprofessionellen Blick brauchen, und dass ein gleichberechtigter Zugang zu allen palliativen und hospizlichen Versorgungsleistungen sichergestellt werden muss. Dafür bedarf es der Kooperation und Kommunikation als Voraussetzung für Teilhabe, der Weiterentwicklung von Bildungsangeboten und der konsequenten Realisierung von Partizipation als durchgängiges Organisationsprinzip. Dr. Helga Schlichting referierte zu den Aufgaben der Pädagogik in der Pflege über die Lebensspanne. Julia Heusner, Christine Fricke und Michael Quasdorf (Universität Leipzig) berichteten aus der partizipativen Forschungsarbeit im Projekt. Unter dem Titel „Ich glaube es braucht Menschen an seiner Seite, die ihm guttun: Oder auch Dinge, die ihm guttun“ machten Sie deutlich, dass Menschen mit schwerer Behinderung am Lebensende keine grundlegend anderen Bedürfnisse haben als andere, dass man diesen Bedürfnissen aber mit passgenauen Angeboten begegnen müsse.

Die Tagungen der Stiftung Leben pur werden in der Buchreihe Leben pur dokumentiert. Die Neuerscheinung 2022 wird die genannten Beiträge enthalten: „Pflege und Palliative Care interdisziplinär“, hg. von Zuleger, Anna; Maier-Michalitsch, Nicola. Verlag selbstbestimmtes leben 

Text: Barbara Schröer und Sabine Schäper

 

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