Jetzt neu im Budrich-Verlag erschienen: „Gesundheit in regionaler Verantwortung“
Die Verantwortung für Gesundheit und das Soziale wird zunehmend auf die regionale Ebene umgelagert. Damit verbinden sich Potentiale, wie eine gestärkte Orientierung an Partizipation und dem Transfer in die spezifischen sozialräumlichen Gegebenheiten sowie integrierte Netzwerkarbeit. Zugleich rückt die gesunde Region ins Zentrum von Diskursen, Wirkungsvorstellungen und Organisationsformen von durchaus unterschiedlicher Implikation. Dieser Band versammelt Perspektiven, Meinungen, Vorschläge und Erfahrungen zur Regionalisierung von Gesundheit und des Sozialen.
Perspektive auf „soziales Gesundsein“
Dieser Band richtet seine Perspektive auf den derzeitigen Entwicklungsschub hin zu einer Regionalisierung von Gesundheit in Richtung eines „soziales Gesundseins“: Zwar übernehmen derzeit bereits „neue“ Akteur_innen die Mitverantwortung für Gesundheitsfürsorge und -versorgung, aber den Autor_innen dieses Bandes geht es insbesondere darum, Akteur_innen, die auf regionaler Ebene schon immer als Sozialkapital entscheidend vernetzend für die Gesundheit der Menschen vor Ort sozialgemeinschaftlich dabei waren, nicht aus dem Blick zu verlieren. Die Chancen ihres sozialen Rückhalts sind zentral für die soziale Gesundheit. Es geht also um regionale Akteur_innen, die unter einer zentralistischen Top-down-Steuerung von Gesundheit in grundlegenden und strategischen Fragen bislang nur wenig systematisch angehört und planerisch einbezogen werden. Mit dem „Projekt“ der Regionalisierung von Gesundheit befinden wir uns derzeit womöglich in einem Moment der Aufweichung und Neukonstellation der Verantwortungsstrukturen im Hinblick auf Gesundheitsarbeit.
Menschen in der Region dürfen nicht hinter, sondern müssen neben klassischen Gesundheitsexpert_innen stehen
Mit diesem Band werden deshalb einige dieser Akteur_innenperspektiven, die bisher teils als „nur“ regional galten, gehoben und mit aktuellen konzeptionellen Überlegungen im Gesundheitsregionendiskurs (wie z.B. zu geeigneten Organisationsmodellen, zur Evaluation, zu Technologie- und Digitalisierungspotenzialen, Demokratisierung, Transprofessionalität, Disability Mainstreaming etc.) in Dialog gebracht. Damit unterstreicht der Band die Bedeutung von Perspektiven, die im aktuellen Aufbruch zur Gesundheitsregionalisierung keinesfalls wieder ins Abseits geraten dürfen: Der Beitrag zur Gesunderhaltung der Menschen in der Region seitens des Quartiersmanagements in der Nachbarschaft, familialer sorgender Angehörigensysteme, durch lokale Arbeitgeber_innen, örtliche Kirchengemeinden, durch die offene Kinder- und Jugendarbeit, in Schulen, in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen etc. muss neben und nicht hinter den klassischen Gesundheitsexpert_innen im Mittelpunkt der Gesundheitsplanung und -steuerung stehen.
Die Vertreter_innen der Sozialen Arbeit und der Heil- und Inklusionspädagogik sehen sich aus zwei Gründen in der Mitverantwortung, diese Perspektiven im Zuge des Umbaus der Gesundheitsorganisation zu fördern. Zum einen sind diese Disziplinen traditionell darin erprobt, etablierte und zertifizierte sowie weniger etablierte und nicht-zertifizierte, lebensweltliche Perspektiven zu synthetisieren (Stichwort: Transdisziplinarität). Zum anderen zählt der Nexus zwischen Adressat_innen und sozialen Räumen und Umwelten seit jeher zu ihrem disziplinären Bewusstsein (Stichwort: Sozialraumarbeit).
Die Publikation enthält 447 Seiten und ist im Verlagsshop (auch als E-Book) erhältlich.
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Prof. Dr. Kolja Heckes
Fachwissenschaft Soziale Arbeit
Münster, Sozialwesen