Klimanotstand und Soziale Arbeit – Zweiter Internationaler Fachtag an der Abteilung Aachen
Rund 100 Vertreter_innen aus Hochschule, Praxis und Politik fanden ihren Weg in die Aula der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) am Standort Aachen, um Erfahrungswissen und wissenschaftliche Erkenntnisse ebenso auszutauschen wie Haltungen, Hypothesen, Zukunftsszenarien und Lösungsideen. Das Institut für angewandte Bildungs- und Diversitätsforschung stellte durch seinen stellvertretenden Leiter und Ideengeber des Fachtags, Prof. Dr. Norbert Frieters-Reermann, als Gastgeber in einer Kooperation mit der Transferagentur der katho sowie zahlreichen international agierenden Institutionen und Organisationen eine gelungene Wiederaufnahme des Fachtags auf die Beine. Die beteiligten Institutionen Misereor, Missio, Greenpeace, Capacitar International, Caritasverband für das Bistum Aachen e.V., Seelsorge Nationalpark Eifel + Vogelsang sowie das Bistum Aachen trugen neben fachlicher Expertise auch insbesondere langjähriges Erfahrungswissen bei.
Wichtiges Thema für Wissenschaft und Praxis Sozialer Arbeit
Nach der feierlichen Begrüßung und thematischen Einführung durch Prof. Dr. Frieters-Reermann, der aktuell eine Schwerpunktprofessur zu „Klimawandel - Umweltgerechtigkeit – Nachhaltigkeit / Perspektiven für eine ökologisch-reflexive Soziale Arbeit“ innehat, folgten Grußworte der Rektorin der katho, Prof.in Dr.in Barbara Schermaier-Stöckl. Im Anschluss daran folgten drei Kurzinputs, in denen zunächst durch Laura Harter (bis April 2024 wiss. Mitarbeiterin der katho) der Begriff Öko-Klassismus im Kontext Sozialer Arbeit eingeführt wurde. Der zweite Vortrag durch Anika Schroeder (Misereor) lautete „Klimanotstand und globale Verantwortung“ und nahm dabei die Perspektiven der internationalen Zusammenarbeit in den Blick. Den Abschluss bildete die katho Masterstudentin Magdalena Mai, die ihre Forschungen zum Thema „Verlusterfahrungen in der Klimakrise und dies sichtbar machen“ vorstellte. Der rege Austausch im Anschluss an die Vorträge leitete perfekt über zum praktischen Teil des Fachtages.
Workshops luden zum Austauschen und Mitmachen ein
Vier vielversprechende Workshops luden zur Vertiefung von Themen zu umwelt- und klimabezogener Sozialer Arbeit ein und hielten Wort. Es wurde rege diskutiert, Herausforderungen skizziert und mögliche Beiträge der Sozialen Arbeit zur erhofften Verbesserung der Klimakrise erarbeitet.
Im ersten Workshop, „Empowerment und Stärkung psychosozialer Resilienz für Klimaaktivist_innen und Sozialarbeiter_innen in der Klimakrise“ (Capacitar International und Missio), wurde Capacitar als niedrigschwelliger psycho-sozialer, körperbasierter Empowerment- und Selbstheilungs-Ansatz sowie das daran geknüpfte internationale Unterstützungs-Netzwerk mit Hauptsitz in Kalifornien/USA vorgestellt und anhand praktischer Übungen selbst ausprobiert.
Der zweite Workshop „Politische Kampagnenarbeit in der Klimakrise – Einblicke in die Kampagnenarbeit von Greenpeace und Transfer für die Soziale Arbeit“ (Greenpeace), gab einen Eindruck der Kampagnenarbeit von Greenpeace und entwickelte mit den Teilnehmenden einen Transfer für eine klimaresponsive Soziale Arbeit.
Im von der Caritas Aachen verantwortetem dritten Workshop, „Nachhaltige Entwicklung durch Community Organizing“, wurde das Projekt „Mensch-Natur-Unser-Viertel“ von Caritas und NABU Stadtverband Aachen vorgestellt und durch praktische Übungen erfahrbar gemacht.
Der vierte Workshop, „Eine veränderte Sicht auf und Beziehung zu unserer natürlichen Mitwelt als Grundlage einer Motivation für nachhaltiges Handeln“ (Seelsorge in Nationalpark Eifel + Vogelsang und Bistum Aachen), ermöglichte die unmittelbare Selbsterfahrung in der Natur. So wurde in praktischen Übungen die Bedeutung einer in der Natur eingeübten (Schöpfungs-) Spiritualität für die Stärkung der intrinsischen Motivation vorgestellt.
Ausblick in die Zukunft
Insgesamt war der Fachtag geprägt von einer offenen, (selbst)kritischen, sorgen-, aber auch hoffnungsvollen Stimmung und dem Wunsch, den großen Fragen der Klimakrise gemeinsam zu begegnen. Nachdem ein umfassender Einblick in die vielfältigen Chancen und Bedarfe einer klimaresponsiven Sozialen Arbeit gegeben wurde, waren sich alle Anwesenden einig: der Bedarf ist vorhanden, bleibt bestehen und wird noch größer. Jede_r Einzelne kann als Individuum sowie innerhalb der professionellen Rolle als Sozialarbeitende_r einen wertvollen Beitrag leisten. Und Einigkeit herrschte auch darüber, dass der Fachtag ein wichtiger Schritt ist und sich alle schon auf die dritte Auflage in 2025 freuen.
Bericht: Karin Henshen
Prof. Dr. Norbert Frieters-Reermann
Professor für Bildungs- und Erziehungswissenschaften
Aachen, Sozialwesen