Kompetent im Kinderschutz: katho mit mehreren Beiträgen im LVR-Jugendhilfereport vertreten
Inklusiver Kinderschutz
Wiemert legt in ihrem Beitrag dar, dass es für Kinder mit Beeinträchtigungen viel wahrscheinlicher sei in eine Schutzlücke zu geraten, als für jene, die als „normal“ gelten. Die Lebenswirklichkeit und die Lebensbedingungen von jungen Menschen mit Behinderung variieren nach dem Grad an Autonomie und Abhängigkeit, dies gelte es im Kinderschutz im Sinne des Disability Mainstreaming in den Blick zu nehmen. Disability Mainstreaming basiere auf einem sozialkonstruktivistischen Ansatz von Behinderung. Dabei werde „Behinderung“ vorrangig als soziale Konstruktion und weniger als natürliche Tatsache auf der Ebene der Beeinträchtigung interpretiert und gehe mit der Erfahrung von Diskriminierung und Exklusion einher. Der Kerngedanke finde Ausdruck in der Formel von „Aktion Mensch“: Man ist nicht behindert, man wird behindert. Veränderungsbedarf liege also in der Umwelt, weshalb der öffentliche Kinderschutz bzw. das gesamte Kinderschutzsystem und die -praxis entlang der Bedarfs- und Bedürfniskette von Kindern und Jugendlichen in den Blick genommen und ggf. angepasst sowie weiterentwickelt werden müsse. Inklusiver Kinderschutz sei ein fortlaufender Prozess, in den alle Beteiligten einbezogen werden müssen, führt Wiemert aus.
Lehraktivitäten im Kinderschutz
In einem weiteren Artikel von Prof. Dr. Mathias Berg, Carina Betzing, Prof. Dr. Michael Böwer, Sandra Peters und Prof.in Dr.in Sabrina Schmidt werden Lehraktivitäten im Bereich Kinderschutz und die Summerschool in den Fokus gerückt. Die gescheiterten Kinderschutzfälle Anfang der 2000er Jahre seien Anlass gewesen, diese Thematik in die Lehre an allen katho-Standorten einzubinden. Es seien drei neue Qualifikationskonzepte entstanden: Das Modell „Vertiefungsspuren ASD“ ermögliche Bachelor-Studierenden eine systematische Vertiefung zu Fragen jugendamtlicher Aufgaben und Tätigkeitsfelder. „Handlungssicher im Kinderschutz“ sei ein Weiterbildungsformat, das berufsbegleitend auf die Rolle der insoweit erfahrenen Fachkraft vorbereite. Der dreisemestrige Zertifikatskurs „Kompetent im Kinderschutz“ werde unter Beteiligung des Kreisjugendamtes angeboten. Studierende der Sozialen Arbeit lernen hier vom dritten bis sechsten Semester die rechtlichen, psychologischen, medizinischen und sozialarbeiterischen Grundlagen des Kinderschutzes kennen.
Summerschool - Vorbereitung für das Praxissemester
Zudem wird die katho Summerschool „Familien stärken – Kinder schützen“ vorgestellt. Sie diene zur Vorbereitung des Praxissemesters. Die zentralen Elemente seien interdisziplinäre Fallbearbeitung zu Beginn, Vertiefungsangebote in zahlreichen Workshops mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten und Expert_innen sowie eine enge Verknüpfung mit Praktiker_innen freier und öffentlicher Träger und Care-Leaver_innen im Transferteil. Das Format einer Summerschool stehe laut der Autor_innen für einen gelungenen Ort gemeinsamen Lernens: Die vielfältige fachliche Expertise der katho verbinde in diesem Format alle Standorte miteinander und verdeutliche diesen USP.