Neuerscheinung: Existenzielle Soziale Arbeit
Die Existenzphilosophie – ein Bezugswissen für die Soziale Arbeit? Der Autor bejaht diese Frage gleich zu Beginn seines Buches. Jenseits von formellen Aufgaben, die seit jeher in die fachliche Zuständigkeit der Profession Sozialer Arbeit fallen und sich aus den unterschiedlichen Handlungsfeldern und deren Zuständigkeit ergeben, hat es Soziale Arbeit – so Nathschläger – fast immer implizit auch mit jenen Fragen und Themen zu tun, welche im Fokus jener philosophischen Strömung standen, die vor allem in Deutschland und Frankreich im 20. Jahrhundert lange dominant war: der Existenzphilosophie bzw. dem Existenzialismus. In der Auseinandersetzung u.a. mit Jean-Paul Sartres Freiheitsbegriff und dem Authentizitätsverständnis von Martin Heidegger entwickelt Johannes Nathschläger eine Perspektive auf Aufgaben und Zuständigkeiten Sozialer Arbeit, die in dieser Art im deutschsprachigen Theoriendiskurs merkwürdig unterbelichtet geblieben sind – ganz anders etwa als im angloamerikanischen Sprachraum, wo schon seit einigen Jahrzehnten unter dem Begriff „Existential Social Work“ ein fachlicher Diskurs stattfindet. Johannes Nathschläger möchte nun die Diskussion auch im deutschsprachigen Diskurs verankern und hofft, mit seinem Buch einen entsprechenden Beitrag leisten zu können.
Konkreter Gegenstand sind die existenziellen Themen Freiheit, Verantwortung und Schuld; Sinn und Sinnlosigkeit; Isolation und Einsamkeit; Krankheit, Leid und Tod, sowie Authentizität. Zahlreiche Fallbeispiele aus der Praxis der Sozialen Arbeit helfen den Leser:innen dabei, eher abstrakte philosophische Gedanken und Konzepte auf konkrete Situationen zu beziehen. Doch es bleibt nicht alleine bei einer Annäherung von Theorie und Praxis: In einem eigenen Kapitel werden schließlich eine Reihe von – teilweise bereits sehr bewährten und bekannten – Methoden hinsichtlich ihrer praktischen Relevanz für das Konzept einer existenziellen Sozialen Arbeit beschrieben. Eine praktische Relevanz kommt dabei u.a. existenziell orientierten Psychotherapeuten wie Viktor Frankl und Irvin Yalom zu, deren Ansätze und Methoden auch für die Profession Sozialer Arbeit vielversprechende und fruchtbare Anknüpfungspunkte bieten.
Im Schlussabschnitt wagt sich der Autor schließlich auch an einen thesenhaften Ausblick auf die (nahe) Zukunft der Sozialen Arbeit, welche er – im Lichte gesellschaftlicher und technologischer Entwicklungen – auf dem Weg hin zu einer Gestaltungsprofession sieht.
Die Veröffentlichung wurde gefördert aus dem Open-Access-Publikationsfonds der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen.
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Prof. Dr. Johannes Nathschläger
Münster, Sozialwesen