Tiergestützte Therapie und Pädagogik: Was wir von und mit Tieren lernen können
„Wie gut sich die Arbeit mit dem Pferd erst auf Kinder mit sozialen Problemen auswirkt, wenn das bei uns schon so gute Erfahrungen bringt!“, sagt eine begeisterte Studentin der Sozialen Arbeit nach dem Ausprobieren der heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd. Bereits seit dem Jahr 2015 haben Studierende im Rahmen des Seminars von Frau Prof. Dr. Marion Menke zum Thema „Tiergestützte Therapie und Pädagogik“ die Möglichkeit, etwas über tiergestützte Arbeit in sozialen, (heil-)pädagogischen und therapeutischen Handlungsfeldern zu erfahren.
Enge Zusammenarbeit mit dem Hof Krützkemper
Es wird nicht nur theoretisch darüber gesprochen, die Studierenden machen auch praktische Erfahrungen mit Pferden und einem ausgebildeten Therapiebegleithund. Die Beziehungsgestaltung mit den Pferden und die Selbsterfahrungen im Umgang mit den großen Vierbeinern leitet Frau Jaite-Hanke auf dem Hof Krützkemper zusammen mit Claudia Augenstein. Dort wird therapeutisches Reiten großgeschrieben und die Studierenden haben einen ganzen Nachmittag die Möglichkeit, sich mit vielen Fragen an die Profis zu wenden und natürlich auch mit den ausgebildeten Pferden eigene Erfahrungen zu machen. Hier werden die Fördermöglichkeiten mit dem Pferd, theoretische Grundlagen sowie die Ziele und praktischen Erfahrungen mit Gruppen und einzelnen Personen mit unterschiedlichem Förderbedarf im kognitiven, sozial-emotionalen und körperlichen Bereich erläutert und erlebt. Die Zusammenarbeit zwischen der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) in Münster und den beiden Fachfrauen hat sich über die letzten Jahre etabliert.
Für interessierte Studierende wird diese Exkursion in jedem Semester angeboten. Auch ein Praxissemester in der Heilpädagogik oder der Sozialen Arbeit kann dort absolviert werden. Außerdem können interessierte Studierende ihre Praxissemester auch auf anderen Reit- und Therapiehöfen und in sozialen, pädagogischen oder klinischen Einrichtungen verbringen, die mit Tieren arbeiten. In Kliniken wird zunehmend häufiger mit Pferden, Eseln oder Hunden gearbeitet, auch in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe oder in Schulen wird diese Arbeit immer stärker verbreitet.
Stimmung der Menschen deutlich im Verhalten der Pferde „ablesbaren“
Die praktischen Erfahrungen auf dem Pferdehof zeigen, dass selbst die Studierenden mit viel „Respekt vor Pferden“ sich langsam in die Nähe der großen Tiere wagen und den Kontakt aufbauen. Höhepunkt der Exkursion ist die Selbsterfahrung der Studierenden, die in kleinen Gruppen auf dem Hof Krützkemper mit sechs Pferden arbeiten. Alle, auch die „pferdeerfahrenen“ Studierenden sind verblüfft, wie deutlich man die Stimmung und das Verhalten der Menschen im Verhalten und Ausdruck der Pferde „ablesen“ kann, wenn man sie genau beobachten und „lesen“ lernt! Tiere sind die Spiegel unserer Seele: Dies ist einer von vielen Gründen, welcher die Tiere für die pädagogische und therapeutische Arbeit so wertvoll machen. Die Studierenden sehen und erfahren selbst praktische Übungen, dabei zeigen sie Mut und gehen über ihre individuellen Grenzen hinaus. Die Anerkennung der Gruppe für die Einzelnen ist groß und in der anschließenden Reflexion sind sich alle einig: Diese Arbeit ist sinnvoll und hilfreich! Sie fördert eine Vielzahl an Kompetenzen und bereitet Freude inmitten von Naturerleben. Die Studierenden sind fasziniert und ihre Gesichter strahlen.
Therapiehund Henessy nimmt oft an Seminaren in Münster teil
Das erfahrungsbezogene Lernen ist ein zentraler Bestandteil des Seminars. Tiergestützte Pädagogik und Therapie „am eigenen Leib erfahren“, kann nur helfen, die Wirkungsmechanismen der Arbeit mit den Tieren zu verstehen. Dies gilt ebenso für die Zusammenarbeit mit Hunden in sozialen und heilpädagogischen Handlungsfeldern. In der Abteilung Münster ist Hund „Henessy“ ein gern gesehener Arbeitskollege geworden, der seit 2015 regelmäßig an den Seminaren teilnimmt. Er ist ein ausgebildeter Pädagogik-/Therapiebegleithund von Frau Menke, so dass die Studierenden mit ihm gemeinsam lernen und praktische Übungen durchführen können. Die Studierenden vertiefen das erlernte Wissen um konkrete Förderziele derart, dass sie später selbstständig Ziele und einfache Übungen entwickeln und ausprobieren können. Zur Ausbildung und zu Arbeitsmöglichkeiten eines Pädagogik-/Therapiebegleithundeteams gibt es darüber hinaus ein Buch mit einem Interview dazu.
Text und Bilder: Prof. Dr. Marion Menke
Kontakt
Prof. Dr. phil. Dipl. Päd. Marion Menke
Professorin
Münster, Sozialwesen