„Von der Krise zur Innovation“: Fachtagung für Politikwissenschaft, Politische Bildung und Soziale Arbeit
Die zahlreichen Krisen der Gegenwart fordern das gesellschaftliche Zusammenleben heraus, zugleich können sie Ausgangspunkt von Innovationen sein. Innovative Lösungen leben dabei von interdisziplinärer Zusammenarbeit, die allerdings öfter gefordert als umgesetzt wird. Im Rahmen der Tagung „Von der Krise zur Innovation“ kamen Wissenschaftler_innen, Praxisvertreter_innen und Studierende mit dem Ziel zusammen, disziplinäre Grenzen zu überwinden und nach Transferwegen zwischen Forschung und Praxis zu suchen. Sechs Panels und zwei Workshops boten neben zwei Keynotes und zwei Podiumsdiskussionen die Möglichkeit, disziplin- und professionsübergreifend in den Austausch zu kommen. Die Begrüßung erfolgte durch die Rektorin Prof.in Dr.in Barbara Schermaier-Stöckl, die Organisatorin Prof.in Dr.in Isabelle-Christine Panreck, Politikwissenschaftlerin am Standort Köln sowie Prof.in Dr.in Marion Gerards als Leiterin des Instituts für angewandte Bildungs- und Diversitätsforschung.
Aufdecken von Leerstellen in Programmen der politischen Bildung
Im Mittelpunkt stand die politische Bildung als Schnittfläche von Politikwissenschaft und Sozialer Arbeit. Befassen sich politikwissenschaftliche politische Bildung und Politikdidaktik hauptsächlich mit formalem Unterricht, blickt die Soziale Arbeit auf non-formale Bildungskontexte. In ihren Keynotes vermaßen Prof. Dr. Andreas Thimmel (TH Köln) und Prof. Dr. Marc Partetzke (Universität Hildesheim) die Felder der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit und sie zeigten mögliche Anknüpfungspunkte für gemeinsame Forschungsvorhaben auf.
Das beide Bereiche prägende Ziel und Prinzip der Partizipation war Gegenstand des Podiums „Partizipation: Herausforderungen und innovative Formate“. Dr. Oliver Emde (Ev. Akademie Hofgeismar), Antje Grothus (MdL), Prof. Dr. Jared Sonnicksen (RWTH Aachen) und Benedikt Widmaier (Politikwissenschaftler) diskutierten u.a. über Bürgerbeteiligung, Wege ins politische Handeln sowie Teilnahme und Teilhabe marginalisierter Gruppen. Besonders im Bereich von Alter und Demenz zeigen sich Leerstellen in Programmen der politischen Bildung.
Kritischer Blick auf Gender-Pension-Gap und das Hochschulsystem
Zum Weltfrauentag am 8. März 2024 diskutierten Dr.in Eva Anslinger (Universität Bremen), Dr.in Silvia Lange (Universität Hildesheim), JProf. Dr. Steve Kenner (PH Weingarten) und Dr.in Sarah Wieners unter Moderation von Dr.in Luisa Girnus (FU Berlin) das Thema „Care-Work und Politisierung: Leerstellen und Impulse für die politische Bildung“. Politisierungsprozesse aufgrund biographischer Erfahrungen, z. B. fehlende Betreuungsplätze für Kinder, seien bisher kaum innerhalb der politischen Bildung berücksichtigt. Ein kritischer Blick wurde dabei auf die Gender-Pension-Gap sowie das Hochschulsystem geworfen, das u.a. aufgrund der geforderten zeitlichen Ressourcen einer wissenschaftlichen Karriere noch immer Hürden für Menschen mit Care-Verantwortung aufweise.
Die zweitätige Veranstaltung war geprägt von intensiven Gesprächen und hohem Interesse an den unterschiedlichen fachlichen Perspektiven. Deutlich spürbar war der Antrieb der Beteiligten, nicht in der Analyse von Krisen zu verharren, sondern mithilfe neuer Erkenntnisse Zukunft mitzugestalten.
Die Tagung der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen wurde unterstützt von der Sektion Politikwissenschaft und Politische Bildung der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft, dem Institut für angewandte Bildungs- und Diversitätsforschung der katho (IBuD) sowie der Transferagentur der katho.
Prof. Dr. phil. habil. Isabelle-Christine Panreck
Professorin, Gleichstellungsbeauftragte Sozialwesen Köln
R505, Sozialwesen