Entwicklung eines sozialen Trainingskurses für älter werdende Menschen mit chronischer psychischer Erkrankung
Projektsteckbrief
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Laufzeit | 01.04.2024 – 31.03.2027 |
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Projektbeschreibung
Hintergrund
Im Zuge des demographischen Wandels nimmt auch die Zahl älter werdender Menschen mit einer lebensbegleitenden schweren psychischen Erkrankung (engl. Severe Mental Illness, kurz: SMI) zu. Aufgrund eines komplexen Zusammenspiels der Nebenwirkungen langjährig eingenommener Psychopharmaka mit Versorgungsdefiziten im Gesundheitssystem, Stigmatisierungserfahrungen, einem erhöhten Armutsrisiko sowie erschwerten Zugängen zu ökonomischer und sozialer Teilhabe ist der Personenkreis teils bereits ab dem 50. Lebensjahr mit Herausforderungen des Älterwerdens konfrontiert. Neben früh auftretenden Mobilitätseinschränkungen, Hilfe und Pflegebedarfen ist auch das Risiko eines vergleichsweise frühzeitigen Umzugs in ein Pflegeheim erhöht.
Anders als in den USA, wo bereits verschiedene sozial-kognitive Trainingskurse, wie z.B. das HOPES- oder das FAST-Programm entwickelt wurden, um Gesundheitsmanagement wie soziale Kompetenzen der Teilnehmenden aktiv zu fördern, finden sich präventive Hilfsangebote im deutschen Hilfesystem noch kaum. Dabei zeigen vorliegende Evaluationen der US-amerikanischen Programme nachweislich Verbesserungen in den Bereichen der psychosozialen Fähigkeiten, der eigenständigen Lebensführung sowie beim gesundheitlichen Selbstmanagement.
Im Rahmen des dreijährigen Projektes wird in Anlehnung an vorliegende internationale Erfahrungen ein einjähriges, wöchentliches Trainingsprogramm mit einem darauffolgenden Erhaltungsjahr konzipiert, mit zwei Gruppen durchgeführt und hinsichtlich des Kompetenzerwerbs der Teilnehmenden evaluiert.
Zielsetzung
Durch den sozial-kognitiven Trainingskurs sollen Kompetenzen verbessert und erhalten werden, um im Alter(n) einen möglichst langen selbständigen Verbleib in der eigenen Häuslichkeit und eine Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen. Im Rahmen von sieben Modulen werden folgende Kompetenzbereiche angesprochen:
- Verbesserung der sozialen Kommunikation im Alltag
- Kontakte pflegen und neue aufbauen
- Verbesserung alltagspraktischer Fähigkeiten
- sinnvolle Nutzung der freien Zeit
- Selbstmanagement in der Gesundheitssorge (veränderte Gesundheitsbedarfe wahrnehmen, gesünder leben, Arztbesuche optimal nutzen)
- den Sozialraum und dortige (Hilfs)Angebote für ältere Menschen kennen und nutzen
- Möglichkeiten digitaler Medien für ein kompetentes Alter(n) kennen
Die wissenschaftliche Begleitung der Entwicklung des sozial-kognitiven Trainings sowie die Evaluation seiner Wirksamkeit erfolgt durch die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho). Kursteilnehmende, aber auch eine Kontrollgruppe von Menschen mit psychischen Erkrankungen im Alter von 55+, die keine Intervention erhalten, werden zu Beginn, nach dem ersten Trainingsjahr und nach dem sogenannten Erhaltungsjahr hinsichtlich ihrer körperlichen Fitness, ihren psychosozialen Fähigkeiten sowie der Beurteilung ihrer Lebensqualität mit validierten Assessmentinstrumenten befragt.
Prof. Dr. Christiane Rohleder
Professorin für Soziologie; stellv. Leitung Institut für Teilhabeforschung
Münster, Sozialwesen
Psycho-Soziales Zentrum Münster gGmbH