Workshop zu Dating-Apps in der LGBTQ+ Community
Zum Einstieg wurde eine kurze Umfrage unter den Teilnehmenden gemacht, um deren Einschätzungen zum Thema abbilden zu können. Dabei wurde ersichtlich, dass viele in Dating-Apps eine Möglichkeit für queere Jugendliche sehen, ihre Sexualität ausleben und ausprobieren zu können.
Probleme wurden jedoch hinsichtlich Sicherheit, Datenschutz und sexueller Selbstbestimmung gesehen. Passend dazu war der erste Workshop von Maik Wunder (Professor für Digitalisierung und Mediatisierung im Feld der Sozialen Arbeit an der katho in Aachen) und Günter Kriescher (stellvertretende pädagogische Leitung im Zentrum für soziale Arbeit Burtscheid): Zu Beginn ging es zunächst darum, einen Einblick in die digital ausgestaltete Lebenswelt der Heranwachsenden zu bekommen. Laut JIM-Studie 2021 besitzen derzeit 95 Prozent aller Jugendliche zwischen 12 bis 19 Jahren ein Smartphone und sind durchschnittlich unter der Woche 241 Minuten pro Tag im Internet unterwegs.
Entgegen der Erwartungen der Mehrheit der Workshop-Teilnehmenden gaben über 50 Prozent der befragten Jugendlichen an, sich Zeit ohne Internet zu wünschen. Kolleg_innen aus der offenen Jugendarbeit merkten in diesem Zusammenhang an, dass digitale Kommunikation einen Einfluss auf intime Beziehungen der Adressat_innen habe.
Darauffolgend hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich queere Dating-Apps einmal selbst anzusehen. Es wurde herausgearbeitet, dass besonders für queere Menschen die Möglichkeit, Partner_innen oder eine Peergroup zu finden, durch jene Apps verbessert werden könnte. Andererseits wurde auch die Gefahr sexuellen Missbrauchs angesprochen und die Frage aufgeworfen: Wie kann die Sicherheit von Jugendlichen in Bezug auf ihre Sexualität gewährleistet werden?
Mit dieser Frage befasste sich der zweite Workshop unter der Leitung von Petra Ganß (Professorin für Soziale Arbeit an der katho in Aachen) und Professorin Marion Gerads (Leitung des Instituts für angewandte Bildungs- und Diversitätsforschung an der katho in Aachen) statt. Hier wurde unter anderem darüber diskutiert, wie man in der Jugendarbeit sexuelle Selbstbestimmung gewährleisten und sexuelle Bildung pädagogisch begleiten kann.
Es wurde von allen betont, dass für Jugendliche, spezifisch für queere Jugendliche, sexualpädagogische Konzepte wichtig seien. Dabei müsse es nicht nur um Verhütung und gesundheitliche Aspekte gehen, sondern es bräuchte Angebote speziell für Jugendliche, die nicht in heteronormativen Vorstellungen repräsentiert würden. Abschließend wurde die Bedeutung der Jugendlichen als Expert_innen für ihre Lebenswelt betont, wobei die Soziale Arbeit unterstützend tätig werden müsse. Dafür sei eine Enttabuisierung der Sexualität innerhalb der Jugendarbeit notwendig, um eine funktionierende Zusammenarbeit mit den Jugendlichen zu ermöglichen.
Im Anschluss an diese Veranstaltung ist ein Workshop zum Thema für Jugendliche geplant.
Text: Annabelle Neßler und Marian Borsch (Studierende im Studiengang Soziale Arbeit B.A. kompakt im dritten Semester)
Prof'in Dr. Petra Ganß
Professorin für Soziale Arbeit
Aachen, Sozialwesen
Prof. Dr. Marion Gerards
Professorin für Musik und Soziale Arbeit / Leiterin des Instituts für angewandte Bildungs- und Diversitätsforschung
Aachen, Sozialwesen