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Gender-Kongress 2023 an der Ruhr Uni Bochum: „Geschlechter(un)gerechtigkeit an Hochschulen“

Das Landesministerium für Kultur und Wissenschaft hatte am 9. Februar 2023 an die Ruhr-Universität Bochum zum Gender-Kongress 2023 geladen. Über 200 Gäste nahmen in Präsenz und auch online teil, als die Ergebnisse des 5. Gender-Reports 2022 zu Arbeitsbedingungen und Erfahrungen des wissenschaftlichen und künstlerischen Nachwuchses an den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen vorgestellt und diskutiert wurden. Die katho war durch die Gleichstellungsbeauftragte der Abteilung Münster, Prof.in Dr.in Grit Höppner, vertreten.

„Wir wollen die Repräsentanz von Frauen an Hochschulen und in der Wissenschaft auf allen Qualifikationsstufen weiter voranbringen und das weibliche Potenzial noch besser wertschätzen und nutzen", sagte Ina Brandes, NRW-Landesministerin für Kultur und Wissenschaft, bei der Eröffnung des Gender-Kongresses 2023. (Foto: RUB / Marquard)

Im Ergebnis ist die Zahl der Beschäftigten des sogenannten „akademischen Mittelbaus“ in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen.  Deshalb standen die Qualifikations- und Karrierewege dieser Beschäftigten mit Blick auf die „Geschlechter(un)gerechtigkeit an Hochschulen“ – so der Titel der diesjährigen Veranstaltung – im Zentrum dieses Gender-Kongresses.

Nach der Begrüßung durch die NRW-Kultur- und Wissenschaftsministerin Ina Brandes und der Prorektorin der Ruhr-Universität Prof.in Dr.in Isolde Karle referierten Prof.in Dr.in Susanne Menzel-Riedl (Universität Osnabrück) und Dr.in Lisa Mense (Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW). Es folgten eine Podiumsdiskussion und Workshops. Ein Abschlussplenum rundete den Kongress ab.

Um Qualifizierungswege diskriminierungsfreier zu gestalten, könnten für mehr Geschlechtergerechtigkeit folgende Maßnahmen greifen: Zielvereinbarungen von Hochschulen, Stipendien, Förderung von First-Generation-Studierenden, Professorinnen-Programmen, eine gerechte Verteilung von Erziehungszeiten („Ermöglichungskultur“) und eine Angleichung der Leistungsbezüge von Professor_innen. Die Ruhr-Universität hat beispielsweise bei der Besetzung von Professuren eingeführt, das akademische Alter in Relation zu Betreuungsaufgaben zu bewerten.
 

Viele Ideen für mehr Geschlechtergerechtigkeit

Positiv wird eine frühe Entscheidung für eine Professur im Karriereweg wahrgenommen, um Planbarkeit herzustellen – das ermöglicht die Juniorprofessur. Gleichwohl verfestigt die Juniorprofessur Ungleichheiten unter Frauen, weil Frauen aus höheren sozialen Schichten deutlich häufiger eine Juniorprofessur erhalten. Hier verdrängen Bürgertöchter auch Arbeitersöhne, hingegen haben Arbeitertöchter kaum Chancen auf eine Professur und dies fächerübergreifend (wobei die soziale Schließung in den Sozialwissenschaften etwas weniger stark ausgeprägt ist als in anderen Fächern). Insgesamt wird die Post-Doc-Phase als kritische Phase gesehen, während derer Frauen die Hochschule häufiger als Männer verlassen. Insgesamt sind aber alle Übergänge in Karrierewegen (vom B.A. zum M.A., vom M.A. zur Diss., von der Diss zur Habil.) kritisch zu betrachten, weil Selektionsmechanismen besonders stark wirken.

Auch sind Verträge oft nicht leicht zu durchschauen, insbesondere für First-Generation-Studierende, beispielsweise zählt bei einer Drittmittelstelle die Elternzeit mit. Ein Pendant des Professorinnen-Programms sollte auch für den Mittelbau entwickelt werden. Entspricht der lineare Karriereweg auf eine Professur noch dem Zeitgeist von nicht-linearen Lebensläufen?


Einige Stolpersteine auf dem Karriereweg

Implizite Annahmen bzw. Geschlechterzuschreibungen sind auf dem Weg zur Professur und auch danach sehr wirkmächtig, und erwartungswidriges Verhalten von Frauen wird eher sanktioniert als das von Männern. Hier wäre eine Sammlung von Best-Practice-Beispielen hilfreich: Wann war die Arbeitsatmosphäre an Hochschulen diskriminierungsfrei? Sind Daueraufgaben an einer Hochschule mit den vorhandenen Dauerstellen deckungsgleich?

Es folgte eine Diskussion um die Öffnung der Gleichstellungsarbeit für weitere Ungleichheitskategorien, mit denen Frauen konfrontiert sind, im Sinne eines multidimensionalen Verständnisses von Gleichstellung. Wie kann Gleichstellungsarbeit intersektional gedacht werden? Oder überfrachtet eine intersektionale Perspektive die Gleichstellungsarbeit? Welche Wege für Beschwerden (unabhängiges Beschwerdemanagement) gibt es an einer Hochschule?

Der Kongress wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes alle drei Jahre veranstaltet. Anlass ist der weltweite Tag der Frauen in der Wissenschaft am 11. Februar. „Wir wollen die Repräsentanz von Frauen an Hochschulen und in der Wissenschaft auf allen Qualifikationsstufen weiter voranbringen und das weibliche Potenzial noch besser wertschätzen und nutzen. Beim Anteil der Professorinnen ist uns das bereits geglückt. Ich bin sicher: Eine ähnlich positive Entwicklung kann uns auch im sogenannten Mittelbau – also dort, wo sich die wissenschaftliche Exzellenz entfaltet – gelingen“, sagte die Ministerin.

 

Prof. Dr. Grit Höppner

Kontakt zur Gleichstellungsbeauftragten

Prof. Dr. Grit Höppner

Gleichstellungsbeauftragte

Münster, Sozialwesen

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