„Generation Porno…?“ Das Transferforum Heimerziehung diskutiert Fakten und Mythen
Marie-Luise Tietze, Isabelle Neuber und Tabea Renger (v.l.n.r.) stellten ihr Lehrforschungsprojekt "Jugendsexualität und Heimerziehung" vor.
Veranstaltet von Sabrina Schmidt, Karla Verlinden, Sebastian Wen und Joachim Windolph bot das Forum eine Plattform für den Austausch zu einem Thema, das oft von Mythen umgeben ist und in der Heimerziehung häufig Unsicherheiten hervorruft. Vor diesem Hintergrund präsentierte Dr. Sara Scharmanski aktuelle Trends zum Sexualverhalten Jugendlicher, basierend auf der repräsentativen Jugendsexualitätsstudie des Bundesinstituts für öffentliche Gesundheit, kurz BIÖG (zuvor: BZgA).
Jugendsexualitätsstudie: Aufklärung im Internet oft mangelhaft
Entgegen oftmals anderslautender Pressemitteilungen zeigt die Analyse erfreuliche Ergebnisse: Die Zahl der Teenagerschwangerschaften hat deutlich abgenommen und Verhütung wird zunehmend sicherer praktiziert, wobei Kondome und die Pille weiterhin die gebräuchlichsten Verhütungsmittel sind. Entscheidend für die Verhütung beim ersten Mal gelten neben dem Alter und der Einvernehmlichkeit eine fundierte Aufklärung. Dr. Sara Scharmanski betont in diesem Kontext, dass Jugendliche ihre Informationen zu Sexualität häufig aus dem Internet und den sozialen Medien beziehen. Die dortige inhaltliche Qualität ist jedoch oft mangelhaft, obwohl junge Menschen durchaus auch die Qualität der Onlinequellen differenziert betrachten. Das unterstreicht die Verantwortung von schulischen und pädagogischen Fachkräften.
Gesprächsleitfaden für typische Situationen hilft Fachkräften
Pädagogische Fachkräfte standen wiederum im Fokus des Lehrforschungsprojekts "Jugendsexualität und Heimerziehung". Die Forschungsgruppe präsentierte unter der Leitung von Prof. Dr. Karla Verlinden die Ergebnisse der Evaluation eines Gesprächsleitfadens. Dieser beinhaltet 16 typischen Situationen rund um Jugendsexualität und wurde in Teamsitzungen eingesetzt. Die Studie zeigte positive Effekte: Die Fachkräfte schätzten ihre Handlungskompetenz nach der Bearbeitung des Gesprächsleitfadens höher ein. Besonders bei Themen wie Konsensvermittlung, dem Bereitstellen von Verhütungsmitteln und dem Umgang mit sexualisierter Gewalt wurden deutliche Fortschritte erzielt. Auch die Teamarbeit wurde als offener und reflektierter beschrieben, und in einigen Wohngruppen wurden neue Maßnahmen wie frei zugängliche Verhütungsmittel eingeführt. Die Studie unterstreicht die Bedeutung von systematischer sexualpädagogischer Arbeit und von Teamgesprächen über sexualpädagogische Fragen in der Heimerziehung.
Die Veranstaltung betonte die zentrale Rolle von systematischer sexueller Bildung in der Heimerziehung und machte deutlich, wie wichtig faktenbasierte Ansätze für die Unterstützung Jugendlicher in ihrer sexuellen Entwicklung und Selbstbestimmung sind.
Interesse am Transferforum oder am Gesprächsleitfaden?
Für Informationen zum Transferforum Heimerziehung können sich Interessierte an Prof.in Dr.in Sabrina Schmidt wenden. Für Informationen zum Lehrforschungsprojekt „Jugendsexualität in der Heimerziehung“ und bei Interesse an dem Gesprächsleitfaden ist Prof.in Dr.in Karla Verlinden die Ansprechperson.
Ansprechpersonen
Prof'in Dr. Sabrina Schmidt
Professorin für Theorien, Konzepte und Methoden der Sozialen Arbeit - Schwerpunkt Kinder- und Jugendhilfe
Köln, Sozialwesen
Prof'in Dr. Karla Verlinden
Professorin
Köln, Sozialwesen