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| Münster,

Kinderrechte im Fokus: Ausbau der Kooperation mit den Partnerhochschulen in Kolumbien

Prof.in Dr.in Judith Haase besuchte die Pontificia Universidad Javeriana und die Universidad del Rosario in Bogotá. Die Themen Kinderschutz und Kinderrechte standen bei ihrer Reise im Mittelpunkt. Kolumbien zählt zu den Ländern mit den größten sozialen Ungleichheiten auf der Welt.

Judith Haase, Jorge Carmago, Erika Paola Parrado, Ana Maria Ramirez Vaca, Samuel Vanegas Mahecha, Jef-ferson Paramillo von der Fakultät für Sozialwissenschaften der Javeriana (v.l.n.r.)

Prof.in Andrea Padilla Munoz, Prof.in Judith Haase und Nicolas Baron Gonzalez, Koordinator der juristischen Beratungsstelle für staatenlose und geflüchtete Menschen an der Rosario

Programm „Vidas Moviles“ im Stadtteil Ciudad Bolívar

Karen Ariza Salazar(l.), Sozialarbeiterin, und Dora Stella Melo (r.), Koordinatorin des Programms, mit Judith Haase

Konferenz mit den Kolleg_innen an der medizinischen Fakultät (Judith Haase 3.v.l.)

Kinderschutz und Kinderrechte bildeten den roten Faden beim Aufenthalt von Prof.in Dr.in Judith Haase von der katho am Standort Münster an der Pontificia Universidad Javeriana und der Universidad del Rosario in Bogotá in Kolumbien vom 11. bis 18. November 2023. Ziel der Reise war der Ausbau der Kooperation und Kollaboration, für den der Grundstein bereits bei einer Reise mit dem Rektors Prof. Dr. Hans Hobelsberger, dem Kanzler Bernward Robrecht und Prof.in Dr.in Judith Conrads an die Javeriana im Februar dieses Jahres gelegt worden war.

Gewalterfahrungen junger Menschen und die Herausforderungen für Kinderschutzsysteme

Judith Haase nahm an mehreren Konferenzen mit Forschenden und Lehrenden der Fakultäten für Sozialwissenschaften, Krankenpflege, Medizin und öffentliche Gesundheit der Javeriana teil. Die Kolleg_innen der sozialwissenschaftlichen Fakultät stellten verschiedene Praxisforschungsprojekte und Programme zu Friedenskonsolidierung, dem Empowerment der Bevölkerung, der Ausbildung und des Trainings sowie der Konfliktforschung in ländlichen Regionen Kolumbiens vor. Dabei betonten sie, dass Kolumbien eines der Länder mit den größten sozialen Ungleichheiten auf der Welt sei.

Die Dekanin der Pflegeschule stellte ein landesweites repräsentatives Survey zu Gewalterfahrungen junger Menschen vor. Dessen Ziel ist es, die nationale Initiative zur Prävention von Gewalt an Kindern mit Daten zu unterfüttern und davon ausgehend die verschiedenen Programmbausteine zu qualifizieren. Gerade im Bereich der Pflege ist Gewalt an Kindern ein zentraler Bezugspunkt. So müssten beispielsweise alle Krankenpfleger und -schwestern in Kolumbien zum Ende ihres Studiums ein Zertifikat bei der Regierung einreichen, das nachweist, dass sie Gewalt an Kindern erkennen und die damit verbundenen Handlungswege kennen. Nur dann erhalten sie die Erlaubnis, in ihrem Beruf zu arbeiten.

Im Meeting an der medizinischen Fakultät hielt Judith Haase zunächst einen Vortrag zu den Herausforderungen im deutschen Kinderschutzsystem auf der Grundlage ihrer eigenen Forschungen. Anschließend fand eine rege Diskussion zu den Gemeinsamkeiten, Unterschieden, Herausforderungen und Strukturen in den Kinderschutzsystemen Kolumbiens und Deutschlands statt.

An der Rosario standen mehrere Gespräche mit Mitarbeitenden der juristischen Fakultät auf dem Programm. Gegenstand waren vor allem die Lebenssituationen geflüchteter Kinder, der Umgang mit der Staatenlosigkeit geflüchteter Kinder oder auch juristische Fragen im Zusammenhang mit Kindern, deren Eltern nicht auffindbar sind. Auch die rechtlichen Grundlagen sowie fachlichen Perspektiven auf Adoption im Vergleich zwischen Kolumbien und Deutschland wurden erörtert.

Soziale Projekte im größten Armenviertel Welt

Auch der Besuch sozialer Projekte im Stadtteil Ciudad Bolívar – nicht dem einzigen, aber dem ärmsten Viertel Bogotás – war Bestandteil des Aufenthaltes. Es handelt sich zugleich um eines der größten Armenviertel der Welt. Hier lebt etwa ein Zehntel der Bevölkerung Bogotás unter prekärsten Bedingungen von Gewalt, Drogen und Kriminalität. Dies führt zu großen Herausforderungen im Zusammenhang mit Bildung, Gesundheit und anderen sozialen Dienstleistungen. Trotz der Herausforderungen gibt es in Ciudad Bolívar auch ein starkes Gemeinschaftsgefühl und zahlreiche Initiativen von Einwohner_innen und lokalen Organisationen, die darauf abzielen, die Lebensbedingungen zu verbessern.

Ethnische Zugehörigkeit, regionale Disparitäten und familiäre Lebensumstände als zentrale Faktoren der Verletzung von Kinderrechten in Kolumbien

In allen Gesprächen und Meetings wurden vor allem zwei Aspekte herausgestellt: Zum einen bewegen Kolumbien mit Blick auf den Schutz von Kindern und die Sicherstellung ihrer Rechte ähnliche Themen wie in Deutschland. Auch in Kolumbien werden Diskurse zu Fragen von Migration, Armut, sozialen Ungleichheiten, Gewalt und auch Inklusion geführt. Die inhaltliche Bedeutung dieser Begriffe unterscheidet sich jedoch zwischen den beiden Ländern deutlich. Zum anderen sind zahlreiche Rechte der in Kolumbien lebenden Menschen gesetzlich normiert – allerdings fehlt es an Strukturen und Ressourcen, die es prekarisierten und marginalisierten Bevölkerungsgruppen ermöglichen, diese Rechte einzulösen.

Im Ergebnis entstanden verschiedene Ideen gemeinsamer Forschung und Lehre, die in den nächsten Schritten vertieft und ausgearbeitet werden.


Text: Prof.in Dr.in Judith Haase

 

Prof. Dr.  Judith Haase

Kontakt

Prof. Dr. Judith Haase

Beauftragte für den Bereich Praxis & Supervision (Soz. Arbeit) / Representative for the area of practice & supervision (social work)

Münster, Sozialwesen

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