Zum Hauptbereich springen Zum Fußbereich springen
| katho, | Münster,

Minister Laumann: „Mit anderem Personalmix zu verantwortbarer Qualität kommen“

Der Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen – Karl-Josef Laumann – sprach beim Forum an der Piusallee in Münster.

Prof. Dr. Georg Albers, Prof. Dr. Sebastian Laukötter, Prof. Dr. Jörg Rövekamp-Wattendorf, Minister Karl-Josef Laumann, Kanzler Bernward Robrecht, Dekanin Prof.in Dr. Anja Kannegießer, Prorektorin Prof.in Dr. Barbara Ortland, Dompropst und Vorsitzender des Verwaltungsrates Hans-Bernd Köppen (v.l.n.r.)

„Die Kapazitäten in sozialen Einrichtungen sind ja nicht wegen Geld begrenzt, sondern wegen Personal. Meine Überlegung ist daher: Wie kann man mit einem anderen Personalmix zu einer vertretbaren und verantwortbaren Qualität kommen?“ Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, spricht wie immer Klartext. Am 17. Juni 2024 war er Gast beim Forum an der Piusallee der katho am Standort Münster. Im vollbesetzten Hörsaal wurde er von Dekanin Prof.in Dr. Anja Kannegießer und den beiden Moderatoren, Prof. Dr. Jörg Rövekamp-Wattendorf und Prof. Dr. Sebastian Laukötter, zur Diskussion über „Gegenwart und Zukunft sozialer Berufe“ willkommen geheißen.

Gravierende Transformationsprozesse

Angesichts des demographischen Wandels sind für Minister Laumann die nächsten Jahre entscheidend, um durch eine gute Steuerung die zentralen Versorgungsfragen in Kitas, Schulen, im Gesundheitssystem, in Einrichtungen der Eingliederungshilfe etc. zu meistern. Ein Personalmix würde bedeuten: Es gibt akademisierte Kräfte für die Prozess- und Qualitätssteuerung und es gibt viele Assistenzberufe. Dazu müssten manche „betonierten Systeme“, so der Minister, aufgelöst werden. So müssten z.B. Geflüchtete ohne mittleren Schulabschluss oder junge Menschen, die nur die halbe Schulzeit in Deutschland absolviert haben, auf dem sozialen Arbeitsmarkt anfangen und aufsteigen können. Auch neue Modelle von einerseits stabilen, andererseits aber auch flexiblen Dienstplänen zur besseren Vereinbarung von Privat-/Familienleben und Beruf seien entscheidend, zumal viele soziale Berufe auf Schichtarbeit angewiesen sind. Die anstehenden Veränderungen seien gravierende Transformationsprozesse, die nur partizipativ, mit den betroffenen Menschen gemeinsam angegangen werden können. Die Lösung der Personalfrage werde schiefgehen, so Laumann, wenn jemand sagt „Jetzt setzen sie uns diese Billigkräfte rein.“ Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist die Versorgung im Gesundheits- und Sozialwesen ein entscheidender Schlüssel. Auch Künstliche Intelligenz wird nach Meinung des Ministers nichts daran ändern, dass alle Bildungs- und Versorgungssysteme ein besonders personalintensiver Bereich sind.

Lebhafte Diskussion über Maßnahmen bei Ausbildung und Arbeitsmarkt

Auf dem Podium diskutierten anschließend fünf Studierende mit dem Minister. Felix Daniel, Lara Hisker, Henrik Jahn, Bastian Linnemann und Lennart Raulf ging es u.a. um ihre Erfahrungen mit sog. Ergänzungskräften, um den Beitrag des Landes beim Ausbau von Ausbildungs- und Studienplätzen und die Wertschätzung sozialer Berufe. Bei den Fragen aus dem Publikum bestätigte Laumann die positive Wirkung der seit März geltenden zweiten Stufe des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes und kritisierte das Arbeitsverbot für Asylbewerber. „Je länger jemand von Transferleistungen lebt, umso schwieriger wird der Übergang in den Arbeitsmarkt“, so Laumann. Dass Löhne über Tarifverträge ausgehandelt werden, sei der richtige Weg. Die Landespolitik müsse dafür sorgen, dass die Träger in der Lage sind, die Löhne zu zahlen. Das Bürgergeld dagegen könne so nicht bleiben, da müssten die Erfahrungen der Jobcenter und die Akzeptanz auf Seiten derer, die das Bürgergeld finanzieren, stärker berücksichtigt werden. Laumann bestätigte die Einschätzung einer Studentin der Heilpädagogik/Inklusiven Pädagogik, dass in den letzten Jahren die Heilpädagogik „mehrheitlich abgewertet“ worden sei – sehr zum Schaden der Eingliederungshilfe. „Die Heilpädagogik ist einer unserer Ankerberufe“, eine stärkere Sichtbarkeit müsste über die Einrichtungen erfolgen. Auch über Projektstellen wurde gesprochen. Für die Träger ist die Befristung von (Modell-) Projekten problematisch, da befristet Beschäftigte sich manchmal schnell wegbewerben, wie ein Praxisvertreter berichtete. Die Problematik war dem Minister bewusst. Der Europäische Sozialfonds würde Projekte jedoch nur befristet finanzieren; er könne durch Landesgeld nicht ersetzt werden.

Kein Wunder, dass beim anschließenden Get-together lebhaft weiterdiskutiert wurde.

Text: Prof.in Dr. Andrea Tafferner
Fotos: Anja Mai, Andrea Tafferner

 

Prof. Dr. Georg Albers, Prof. Dr. Sebastian Laukötter, Prof. Dr. Jörg Rövekamp-Wattendorf, Minister Karl-Josef Laumann, Kanzler Bernward Robrecht, Dekanin Prof.in Dr. Anja Kannegießer, Prorektorin Prof.in Dr. Barbara Ortland, Dompropst und Vorsitzender des Verwaltungsrates Hans-Bernd Köppen (v.l.n.r.)
Dekanin Anja Kannegießer
Landesminister Karl-Josef Laumann bei seinem Vortrag
Landesminister Karl-Josef Laumann bei seinem Vortrag
Ein voll besetzter Hörsaal
Auf dem Podium: Karl-Josef Laumann, Felix Daniel, Bastian Linnemann, Lara Hisker, Henrik Jahn, Lennart Raulf, Jörg Rövekamp-Wattendorf, Sebastian Laukötter (v.l.n.r.)
Fragen aus dem Publikum
Beim anschließenden Get-together: In der Mitte Minister Laumann im Gespräch mit mehreren Studierenden, Kanzler Bernward Robrecht, Prof. Dr. Heinrich Greving, Prof. Dr. Sebastian Laukötter, Prof. Dr. Jörg Rövekamp-Wattendorf (im Uhrzeigersinn).
Prof. Dr. Sebastian Laukötter

KONTAKT

Prof. Dr. Sebastian Laukötter

Professor für Philosophie mit dem Schwerpunkt Ethik

Münster, Sozialwesen

Prof. Dr. Jörg Rövekamp-Wattendorf

Prof. Dr. Jörg Rövekamp-Wattendorf

Professor

Münster, Sozialwesen

2024 Hochschule Soziales katho Münster News
Zum Kopfbereich springen