Studie belegt große Wirkung der Paralympics auf die gesellschaftliche Inklusion
Anlässlich der Paralympischen Spiele 2024 in Paris untersuchte die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) in Kooperation mit der „Aktion Mensch“ den Einfluss des Sportgroßereignisses auf die Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung und deren gesellschaftliche Wahrnehmung. Für die Studie „ParaSpo2024 – Die Rolle der Paralympics im Kontext der Wahrnehmung von Menschen mit Beeinträchtigung im (Leistungs-)Sport“ wurden vor, während und nach den Paralympischen Spielen repräsentative Online-Befragungen mit drei Zielgruppen durchgeführt: Befragt wurden 143 für die Paralympischen Spiele 2024 qualifizierte Athlet_innen, 700 Menschen aus der Bevölkerung ab 16 Jahren (Bevölkerungspanel) und 300 Menschen mit Beeinträchtigung aus der Bevölkerung ab 16 Jahren (Teilhabe-Community).
Die Studienleiterinnen Prof.in Dr.in Sina Eghbalpour und Prof.in Dr.in Liane Schirra-Weirich von der katho sehen als wichtigstes Ergebnis, dass die Paralympics einen großen Wahrnehmungseffekt haben: „Sport verbindet – wir können uns mit Athlet_innen identifizieren, mitfiebern und ihre Leistungen anerkennen“, sagt Eghbalpour, „dadurch können die Paralympics die Gesellschaft aufklären und ihr zeigen, was beeinträchtigte Hochleistungssportler_innen leisten können.“ Positiv fiel in der Studie auch auf, dass sich Parasportler_innen als Teil der Gesellschaft fühlen: 82 Prozent von ihnen sehen sich somit eher als Leistungssportler_innen und nicht vordergründig als Menschen mit Beeinträchtigungen im Sport. Demgegenüber betrachten sich nur 46 Prozent der Menschen aus der Teilhabe-Community als Teil der Gesellschaft.
Barrierefreie Sportstätten sind für eine gleichberechtigte Teilhabe am Sport am wichtigsten
Die Studie legt auch dar, dass die Bevölkerung die tatsächlichen Herausforderungen, mit denen Menschen mit Beeinträchtigungen konfrontiert sind, unterschätzt: „Die Notwendigkeit einer umfassenden gesellschaftlichen Inklusion ist noch nicht ausreichend erkannt“, sagt Eghbalpour, „das finde ich alarmierend, vor allem wenn man bedenkt, dass die UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) in Deutschland bereits seit 16 Jahren ratifiziert ist.“
Auf dem Weg zu einer gleichberechtigten Teilhabe für Menschen mit Beeinträchtigung existieren noch zahlreiche Herausforderungen: „Die zentrale Forderung an die Politik sind vollumfänglich barrierefreie Sportstätten, um allen Sportler_innen die gleichberechtigte Teilhabe an Sport zu ermöglichen“, betont Prof.in Dr.in Liane Schirra Weirich. Auch Aus- und Fortbildungen für Trainer_innen sind wichtig, damit sie sich zutrauen, inklusive und niederschwellige Angebote zu schaffen. Nicht zuletzt sind Stellen für beeinträchtigte Mitarbeitende in den Stadt- und Kreissportbünden wesentlich, die als Sportinklusionsmanager_innen fungieren und auf Verbandsebene beratend tätig sind.
Damit die Olympischen und Paralympischen Spiele zukünftig gleichberechtigter nebeneinanderstehen werden, sind mehr Medienberichte über die Paralympics und eine stärkere Einbindung von Menschen mit Beeinträchtigung in verschiedene journalistische Formate notwendig. „Auch eine gemeinsame Eröffnungs- und Abschlussfeier könnte helfen, den Inklusionsgedanken zu stärken“, sagt Eghbalpour.
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Kontakt für inhaltliche Fragen
Prof. Dr. Sina Eghbalpour
Professorin
Aachen, Sozialwesen
Prof. Dr. Liane Schirra-Weirich
Gleichstellungsbeauftragte der Abteilung Aachen
Aachen, Sozialwesen