Kulturpädagogische Workshops mit Neuntklässler_innen der Hauptschule Coerde
Workshop mit Neuntklässler_innen der Hauptschule Coerde an einem Tag im Juni 2025
Leitung: Prof. Jochen Bonz, Dr.in Nina Spöttling-Metz und Studierende gemeinsam mit den Lehrkräften Jessica Watson und Markus Veerkamp
Gastreferentin: Diane Samuels
Zeit: 4 Stunden
Ort: katho, Piusallee 89, und Erntezeit am Hoppengarten, Münster
8:45 Uhr
Begrüßung am Haupteingang der katho
Austausch: Wer war schon beim ersten Workshop dabei? Wer ist heute das erste Mal dabei?
Im Seminarraum: Fragen werden aufgeworfen und gemeinsam mündlich oder in der Bewegung als soziometrische Aufstellung beantwortet, zum Beispiel: Heute sind wir an der Hochschule, wo fand unser erster Workshop statt? Was war die ‚Euthanasie‘ im Nationalsozialismus? Wann war das? Wer erinnert sich noch an Helene Krötz (1919-1940)? Wer findet es interessant, sich mit den Opfern zu beschäftigen? Wer würde gerne mehr über die Täter wissen? Wer dachte in den letzten Wochen an Ausgrenzungen, die gesehen oder selbst erlebt wurden? Andere abzuwerten, um sich selbst als aufgewertet zu erleben, nennt man Othering/Veränderung...
9:30 Uhr
Diane Samuels hält einen Vortrag über das Zustandekommen ihres Kunstwerks, des Gedenkortes Alphabet Garden in Grafeneck und spricht auch ausführlich über ihre Unterstützung verfolgter Schriftsteller_innen. Eindrücklich erzählt sie von einem Erlebnis, das sie als Schülerin hatte: Ein Lehrer gab der Klasse die Aufgabe, für eine halbe Stunde ein kleines Stück Wiese zu betrachten. Sie habe gedacht, das werde die langweiligste Stunde ihres Lebens. Und dann war da so viel zu entdecken! Unterschiedliche Pflanzenformen und -farben. Kleine Tiere, die herumkrabbelten und und und. Im Zusammenhang mit City of Asylum in Pittsburgh zeigt sie Fotos, wie sie dort zu gestalterischen Zwecken immer wieder mit handschriftlichen Alphabeten gearbeitet hat und so auch der Name des Kulturzentrums Alphabet City zustande kam. Der Vortrag ist auf Englisch mit Zeit für Nachfragen und spontane Übersetzungen.
10:30 Uhr
Pause und Snack, dann Aufbruch zur Erntezeit, ca. 20 Minuten Fußweg
Die Schüler:innen bekommen von der Kunstpädagogin Nina Spöttling-Metz die Aufgabe, auf dem Weg und auf dem Acker Ausschau nach Buchstabenformen zu halten und diese auf Papier zu skizzieren. Das wird gemacht, auch von den Lehrkräften, auch von Diane Samuels. Ein Teil der Gruppe sät Bohnen in einem Beet, wo die Saat bisher nicht aufgegangen war, vermutlich wegen der anhaltenden Dürre.
Rückweg zur katho, ca. 20 Minuten
12:00 Uhr
Zurück im Seminarraum wird an den Buchstaben weiter gearbeitet und es werden Wörter gebildet. Diese werden später im kleinen Innenhof der katho ausgestellt, präsentiert und zum Abschluss des Vormittags gemeinsam besprochen. Wörter, die gebildet werden, sind zum Beispiel „OFF“, „Hitler“ und „Güte“.
12:45 Uhr und in den folgenden Tagen
Beim Abschied vereinbaren wir, nach den Sommerferien einen weiteren Workshop durchzuführen. Bei einem Telefonat, das die Lehrerin Jessica Watson und Jochen Bonz miteinander führen, und bei einem Besuch, den er in Coerde macht, wird allerdings deutlich, dass direkt weitergearbeitet wurde. So entstand ein digitales, illustriertes Textbuch, im Englischunterricht wurde anhand der NS-‚Euthanasie‘ das Textverständnis geübt! Und es wurde damit begonnen, die Buchstaben der verschiedenen Alphabete, die die Jugendlichen kennen, buchstabenweise aufzumalen. Daraus soll im Re-Alphabetgarten auf dem Erntezeit-Gelände und an der Schule selbst etwas entstehen. Denn wie das Kulturzentrum Alphabet City in Pittsburgh wolle die Schule ja auch ein Safe Space sein, so Jessica Watson, an dem die Schüler_innen in ihrer Verschiedenheit respektiert werden und gut miteinander auskommen.
Der Fotograf Nikolai Wolff von der Fotoetage Bremen hat den Workshop fotografiert, sich einleitend den Schüler_innen vorgestellt, und wir haben – wie bei den Exkursionen nach Grafeneck – verabredet, dass sie die Fotos vorgelegt bekommen und die Bilder aussortieren dürfen, die sie nicht gut finden. Und so ist es dann auch geschehen.
Herzlichen Dank an alle Beteiligten für die „Magie“ (Diane Samuels)!
(Fotos: Nikolai Wolff/ Fotoetage Bremen)
Weitere Infos
Kontakt
Prof. Dr. Jochen Bonz
Professor
Münster, Sozialwesen